Comeback der Bestandsimmobilien?

Eigentumswohnungen in Hamburg
Wenn Investoren in der Vergangenheit die Wahl zwischen einer neugebauten und einer Bestandsimmobilie hatten, dann fiel die Wahl meist auf den Neubau. Das hat sich geändert. Nicht erst seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine kriselt in Deutschland der Neubau. Materialmangel, Baukostenanstieg und die Energiekostenexplosion machen neue Bauvorhaben schwer kalkulierbar. Immer mehr Immobilien-Experten vermuten jetzt ein Comeback des Altbaus.

Welche Auswirkungen hat das auf die Preise?

Auf den Quadratmeterpreis gerechnet ist ein Neubau teurer als ein Altbau. Aber nicht nur staatliche Begünstigungen wie z. B. das KfW Effizienzhaus 55 machten den Neubau trotzdem für viele Käufer zur ersten Wahl. Auch eine moderne Energieeffizienz, freie Wahl bei der Ausstattung und zeitgemäße Grundrisse erhöhten die Attraktivität. Bis der Ukraine-Krieg begann.

Bauprojekte verteuerten sich schon während der Corona-Krise innerhalb eines Jahres um 15 Prozent. Doch mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben die Preise weiter zugelegt. Inzwischen leiden dreiviertel der Baufirmen unter Verzögerungen bei Neubauten. 35 Prozent mussten im Mai sogar Auftragskündigungen hinnehmen.

Kommt jetzt das Comeback der Bestandsimmobilien?

Laut den Zahlen des Statistischen Bundesamts wurden erstmals seit 2011 in Deutschland weniger Wohnungen gebaut als noch im Jahr zuvor. 2021 wurden nur noch 293.393 Wohnungen fertiggestellt. Geplant waren vom Bund 400.000.

Weil viele Neubauprojekte künftig entweder wegfallen oder deutlich im Preis anziehen, ist ein Comeback der Bestandsimmobilien durchaus möglich. Auch der zunehmende Druck auf Eigentümer, ihre Immobilien energetisch zu sanieren, wird daran nichts ändern. Die hohen Kosten für Klimaschutzmaßnahmen werden größtenteils durch staatliche Förderprogramme abgefedert.

Die Bundesregierung legt ihren Fokus auf die Bestandsertüchtigung. Neue Förderungen werden sich also wahrscheinlich vor allem darauf konzentrieren, den alten Wohnungsbestand in Deutschland zu modernisieren. Die Preise für Bestandsimmobilien werden aber deshalb nicht drastisch steigen. Denn potenzielle Käufer werden zukünftig noch genauer auf eine Immobilie und ihren Sanierungsbedarf schauen. Das führt dazu, dass überzogene Preisforderungen auf Verkäuferseite immer weniger Chancen auf Realisierung haben.

Immer mehr Immobilienmakler stellen fest, dass die Preisvorstellungen von Verkäufern und Käufern nicht mehr zusammenpassen. Viele Eigentümer erkennen jetzt, dass sie den Höhepunkt des Marktes schon verpasst haben. Diese Entspannung bei den Immobilienpreisen wird auch in den kommenden Monaten gestützt durch die immer weiter steigenden Bauzinsen. Denn immer weniger Kaufwillige können sich noch eine Immobilie leisten. Die Banken verlangen schon jetzt immer mehr Eigenkapital vorweg. Das bremst die Nachfrage bereits jetzt spürbar und drückt auf die Preise. Auch bei Bestandsimmobilien.

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